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Sean Hemmerle Interview by miss HalliGalli


Sean Hemmerle im Interview © Miguel Marqueta

Der amerikanische Architektur- und Landschaftsfotograf Sean Hemmerle startet im September eine neue Ausstellung in Bonn. missHalliGalli hat ihn in seinem alten Studio in SoHo, NYC, getroffen und mit ihm über kreative Einflüsse, neue Projekte und sein persönliches 9/11 gesprochen.

Steckbrief eines Fotografen

Erste Kamera: Minolta X-700
Kameras, die ich heute benutze: Mamiya 7, Canon 5d Mk III, Canon G12, Nikon D5000
Lieblingsmotiv in NYC: Archtiektur und die Straße
Lieblingsmotiv in Europa: Archtiektur und die Straße
Die beste Tageszeit, das beste Licht zum Fotografieren: Die Stunden der Dämmerung
Was muss ein Objekt haben, damit Sie es fotografieren wollen? Gutes Licht.
Was inspiriert Sie? Großartiges Licht.

First camera I bought: Minolta X-700
Cameras I use today: Mamiya 7, Canon 5d Mk III, Canon G12, Nikon D5000
The motive I like most in NYC: Architecture and Street
The motive I like most in Europe: Architecture and Street
The best time and light of the day to photograph: The Gloaming Hours
What does an object need, that you want to take a picture of it? Good light.
What inspires you? Great light.

Das Wer, das Warum, das Wie und das Was

missHalliGalli (mHG): Warum wurden Sie Fotograf? — Why have you become a photographer?

SH: Ich war ein schrecklich unmotivierter Maler und ich liebte diese kleinen Maschinen mit den Knöpfen und Nummern. Ich wusste von Anfang an, dass ich nicht clever genug war, um den Prozess intuitiv zu begreifen, aber ich war willig zu lernen.

I was a really lazy painter and loved the little machines with the dials and numbers. I knew at first that I wasn’t smart enough to intuit the process, but was eager to learn.

mHG: Was beeinflusst Ihre Kunst am meisten? — What is the biggest influence on your art?

“The power of good work is still novel to me.”

 

SH: Ich halte weiterhin an den Fähigkeiten des fotografischen Prozesses zu erinnern und zu erzählen fest. Die Macht, die gute Arbeit leisten kann, ist immer noch neu und aufregend für mich. Ich schätze einen gut-geschriebenen, traurigen Song ebenso wie alles, das fähig ist Emotionen auszulösen.

I’m still clinging to the commemorative and narrative qualities of the photographic process. The power of good work is still novel to me. I appreciate a well-written sad song, and anything that can elicit emotion.

mHG: Was brauchen Sie, um mit der Arbeit anzufangen? Gibt es irgendwelche täglichen Rituale?  — What do you need to go to work? Are there any rituals you’re following every day?

SH: Ich brühe mir normalerweise immer eine Tasse grünen Tee. Ich liebe diese erste Tasse Tee – besonders mag ich grünen Jasmin – sie ist bitter und hält mich den ganzen Tag wach und fokussiert.

There is usually a pot of green tea that is brewed. I like Jasmin green tea. So the first pot is incredibly bitter, i love that and i drink that pot during the day. It keeps me caffeinated and in alert.

mHG: Wie entstehen neue Projekten? Kommen die Ideen von Ihnen oder treten Kunden (Zeitschriften etc.) an Sie heran? — How do you create new projects? Do newspaper and magazines come up to you or vice versa?

SH: Meine besten Ideen habe ich in der Dusche. Ich habe schon vor Jahren aufgehört Magazine zu umwerben. Ich liebe es, meine Arbeiten in gedruckter Form zu sehen, aber häufig sind die schlechte Bezahlung und die doch sehr fordernden Deadlines einfach ein bisschen viel.

I often have my best ideas in the shower. I quit courting magazines years ago. I love seeing my work in print, but find the low pay and demanding deadlines to be a bit too much sometimes.

Die Schönheit des Zerbrochenen

mHG: Sie zeigen in vielen Bildern eine zarte, ja fast poetische Seite zerstörter Landschaften und Lebensräume? Was fasziniert Sie daran? — In most of your projects you show the viewer a dramatic nearly tender side of broken landscapes and environments. What fascinates you about it?

“Unsere Zeit auf Erden währt nur einen Augenblick.”

 

SH: Unsere Zeit auf Erden währt nur ein Augenblick. Unsere Körper verkraften die Zeit nicht besonders gut, aber die Dinge, die wir tun, sind unser Vermächtnis für zukünftige Generationen. Es gibt einfach mehr Schönheit in der Patina von Rost, als in allen Gegenständen, die sich die Produktdesigner von damals bis heute je ausgedacht haben.

Our time here is but a blip. Our bodies do not weather time well, but the things we make are our monuments to future societies. There is more beauty in the patina of rust than has ever been imagined by the collective output of all product designers in history.

Der Rust Belt

mHG: Wie ist es zu Ihrem neuen Projekt „Rust Belt“ gekommen?  — What inspired you to your new project „Rust Belt“?

SH: Es war einfacher die USA von Beirut aus zu betrachten [Anm. d. Verf.: Hemmerle ging 2007 im Rahmen seines Projektes Walls fuer sieben Monate in den Libanon] und einfacher ihre Entwicklung aus den Ruinen einer viel älteren Kultur nachzuvollziehen. Ich kehrte in die Staaten zurück und begann in Gary zu fotografieren und arbeitete mich nach Westen vor. Die Vorliebe der frühen Industrialisten für neo-klassizistische Architektur machte den Vergleich mit dem Fall des römischen Emperiums leicht und bewies, dass ich auf der Spur von etwas Größerem war, als ich bisher gedacht hatte.

It was easier to see the U.S. from Beirut, and easier to observe it’s trajectory from the ruins of a much older culture. I returned to the states and started photographing in Gary, working my way west. The early Industrialist’s preference for neo-classical architecture made the comparison to the fall of Rome easy, and confirmed I was onto something bigger than anticipated.

mHG: Sie haben das Projekt bei der Nacht der offenen Galerien in Brooklyn gemeinsam mit der Front Room Gallery vorgestellt. Wie waren die Reaktionen der Zuschauer? — You showed „Rust Belt“ together with the Front Room Gallery in a solo exhibition during the Night of the Open Galleries in Brooklyn. How was the reaction of the audience ?

SH: Viele Leute haben in den letzten Jahren in Detroit fotografiert. Es gibt sicherlich einige, die glauben, dass dort bereits alles erledigt ist. Ich versuche mich nicht, durch diese Kritiker von meinem Weg abbringen zu lassen.

There have been a lot of people photographing in Detroit the past few years, and I think many people are of the opinion that it’s already been done. I try not to let critics dissuade me.

mHG: Trifft es Sie, wenn andere Leute kritisch mit Ihren Werken sind? — How does it feel, when people are really critical with your work?

SH: Ich denke, die Uni hat mir diesbezüglich sehr weitergeholfen. Ich habe dort Dinge fotografiert, für die mein Herz schlug. Wenn dann jemand sagt: „Mh, das ist es irgendwie noch nicht“, tut das weh. Ich habe dort eine harte Lektion gelernt: Wenn niemand versteht, was ich sagen will, dann drücke ich mich nicht auf die richtige Art und Weise aus.

Well, I think graduate school was helpful for me about this. I have done things there that were really from my heart and there were people saying: Yeah well, that’s not quiet it. It was a tough lesson to learn: If no one understands me, than maybe I’m not expressive myself the wright way.

9/11

mHG: Sie waren vor Ort, als das World Trade Center zerstört wurde. Warum wollten Sie diese Szenerie festhalten? — You’ve been at the WTC when the planes crushed into the two towers. Why did you want to capture these scenes?

“Watching the towers fall was paralyzing.

 

SH: Den Türmen dabei zuzusehen, wie sie in sich zusammen fielen, war paralisierend. Niemals zuvor habe ich mich so hilflos, so machtlos gefühlt. Während ich den Rettungstruppen dabei zusah, wie sie versuchten am westlichen Ufer des Hudson etwas zu unternehmen, wurde mir klar, dass ich kaum eine Fähigkeit besaß, um hier einzuschreiten, das jedoch Handeln das richtige wäre in dieser Situation. Alles was ich tun konnte, war Bilder zu machen und das war das Sinnvollste, zu dem ich in diesem Moment fähig war.

Watching the towers fall was paralyzing. Nothing before left me feeling so helpless and without bearing. Watching the rescue effort mobilizing on the west bank of the Hudson, I realized that I had little to contribute, but that action was the correct response. My skill set involves taking pictures, and it was the most useful contribution I could manage.

mHG: Hat 9 /11 Ihr Leben und Ihre Arbeit verändert? — Has 9/11 changed your live and the way you work?

SH: In ihren Grundfesten, ja. 9/11 war der alles verändernde Moment unseres Jahrhunderts. Seitdem ist nichts mehr so, wie es einmal war.

Seismically, yes. 9/11 was the defining moment of our current century. Nothing has been the same since.

Neue Projekte

mHG: Wissen Sie schon, welche Projekte als nächstes kommen? — What could be your next projects?

SH: Aktuell arbeite ich an einer Fotostrecke über das Orange County Government Center in Goshen, New York. Es ist ein Meisterwerk aus der Brutalist-Ära [Anm. d. Verf.: Architekturstil, der in den 50er und 60er Jahren geprägt wurde, Le Corbusier war einer der partiziperenden Architekten.] von Paul Rudolph. Es wird vielleicht zerstört, aber mein Partner William Watson und ich versuchen, einen guten Grund für seine Erhaltung zu finden. [Anm. d. Verf.: Mehr dazu gibt es hier]

Außerdem möchte ich mehr Brücken fotografieren. Das ist ein Projekt, das ich seit einiger Zeit immer so nebenher laufen habe, aber ich habe es noch nie mit voller Aufmerksamkeit verfolgt. Brücken sind ein Zeichen für lange währenden Frieden. Du kannst keine Brücke bauen und erhalten ohne Frieden. Sie sind das erste was zerstört wird, wenn ein Land oder eine Stadt attackiert wird. Deshalb möchte ich mich vor allem auf sehr alte und lange Exemplare konzentrieren.

I’m currently working on photographing the Orange County Government Center in Goshen New York. It’s a Brutalist masterwork by Paul Rudolph. It may be demolished, but my partner, William Watson, and I are trying to manufacture a convincing argument for it’s preservation.

Also, I wanna photograph more bridges. Its something I’ve been sort of doing for some time but I haven’t ever worked on it with all of my attention. But bridges are a sign of long time peace. You can’t have a bridge without peace. The first thing you blow up when you attack someone when you move offensively against any other, society will take away your bridges. This is why I wanna photograph old bridges, old and long bridges.

Wer den erfolgreichen Fotografen noch genauer kennen lernen will, der liest Meet Sean Hemmerle, die Reportage zum Studiobesuch.


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Sean Hemmerle © Miguel Marqueta

Sean Hemmerle , born in 1966 in Tempe, Arizona, served four years in the U.S. Army (1984-88) before he discovered photography itself. After he quit his job, he studied at the University of Miami and at New York’s School of Visual Arts , where he took his Master of Fine Arts (MFA) in 1997. He joins the ranks of many successful artists like David LaChapelle (Photographer) or Daisuke Tsutsumi (Pixar art director), a. He quickly established himself as an architectural and landscape photographer , he worked for large companies in the U.S., but also in Asia and Europe. Since 9/11, he always engages with the impact of the war in NY, Iran, Iraq, Lebanon and many other countries.

Sean Hemmerle’s work has been exhibited in museums around the world, many are award-winning. His images regularly appear in mainstream magazines and newspapers such as Time magazine , MetropolisWIRED or the New York Times. The photographer lives and works in NYC.

Sean Hemmerle’s photos and a personal insight into his work, he is on his website seanhemmerle.com and in his blog Architographer .

About the Author:
miss HalliGalli writes about Art, Design and Photography in New York City on her Blog, http://misshalligalli.wordpress.com